Valendas Impuls
Baugeschichte Josohuus

Baugeschichte Josohuus

Baugeschichte Jooshuus

Situation

Im etwas weniger dicht bebauten westlichen Dorfteil, liegt das wohl älteste Haus in Valendas: das Haus Joos. Es liegt am Brunnenplatz Fraissa, einem zentralen Platz des Dorfes. Im Norden des Wohnhauses steht die 1481 erbaute Kirche, welche umgeben von einer hohen Friedhofsmauer ist. Haus und Stall liegen unter einem gemeinsamen Dach aus Blech, welches im Wohnbereich drei gemauerte Kamine aufweist. Im Westen an das leerstehende Wohnhaus angebaut, befindet sich die Stallscheune. Die Scheuneneinfahrt im Südwesten führt über einen Hof durch das Haus. Der angrenzende Baumgarten, „Bunggert“, wird an der Gasse ins Schmittatobel von einer Mauer eingefriedet. Eine Steinmauer grenzt den Hofbereich gegen Nord-Osten ab und dient als Stützmauer für die höherliegende Strasse.
(Kursiv gedrucktes: Auszug aus dem Objektinventar, DPG 2007)

Bauphasenplan

Die Annahme zu den Bauphasen im Bauphasenplan basieren zu auf den Dendrodaten des Berichts von Raymond Kontic vom November 2014 sowie auf hypothetische Datierungen anhand von konstruktiven und stilistischen Kriterien am Bau selbst.

Bauphase 1 bis 3

14. und 15. Jh.

  • Kernbau Südost in massiver Bauweise mit Fensteröffnungen in Ost‐ und Südwand
  • möglicherweise ein Saalbau (ein‐ bis zweigeschossig) mit oder ohne hölzerne Binnenstruktur
  • westliche Ausdehnung unbekannt (Frage kann nur archäologisch geklärt werden)
  • Deckenstruktur mit Steinplatten bei Raum 0.04 bereits vorhanden. Steinplattenbeläge stehen oft in Zusammenhang mit einer Feuerstelle. Gegen eine Wohnnutzung spricht hingegen die Bausubstanz südlich des plattenbelegten Korridors, die für eine Speichernutzung (vgl. Raum 1.03) spricht. Der Befund lässt beide Möglichkeiten zu.
  • Schwelle datiert 1452 als Teil der Dachkonstruktion (stehender Stuhl)
  • Spätere Unterteilung des Kernbaus mit massiven Wänden zuerst in Ost/West, dann in Nord/Süd‐ Ausrichtung. Letztere erstreckt sich über zwei Geschosse.
  • möglicherweise bereits mit einem Stallanbau

Bauphase 4

4. Viertel 15. Jh. ( nach 1485 d)

  • Einbau der zweigeschossigen Blockkiste (Raum 1.05 und 2.07)
  • Raum 1.05 allenfalls mit Stube und Nebenstube (frühere Fensterunterteilung der Südfassade)
  • Aussenseite von 2.07 Richtung Norden teils bewittert – wohl offene Laubenstruktur im 2. OG

Bauphase 5

1511 d

  •  heutige Ausdehnung nach Norden mit Öffnungen
  • möglicherweise mit Eingang im 1. OG von Norden
  • Teile der Holzschalung Ost mit Holznägeln bei Kammer 1.05 und 2.07 (später in Teilen erneuert)

Bauphase 6

1520 d

  • heutige Gebäudeausdehnung mit Dachgerüst
  • Ausrichtung der nordöstlichen Ecke im EG
  • Errichtung des massiven Mauerwerks im darüber liegenden 1. und 2. OG mit Fenster und Gerüstlöchern
  • Küchenstruktur im 1. und 2. OG mit Feuerstellen und Kaminen (noch nicht gemauert)
  • Überdachung der Laube (0.01) und Stellen der Stütze unter der südwestlichen Gebäudeecke
  • Einbau der beiden Blockbaukisten 2.03 und 2.08 im 2. OG, allenfalls bereits mit Balkon (ohne Geländer)
  • Steinplattenboden zwischen den beiden Blockbaukisten 2.03 und 2.08 

Bauphase 7

1572 d, i

  • Erbauung von Stall und Scheune mit wohl erstem Abortanbau im Bereich der Südostecke des Stalles, westlich der Laube

Bauphase 8

1582 oder 1584 oder 1588

  • Innenverkleidung des Raumes 2.03, mit Vergrösserung der Fensteröffnungen und Einbau des Ofens. Der Raum 2.03 wird wohl erst mit dem Einbau des Ofens als Stube genutzt. Die hohe Raumhöhe sowie die zahlreichen Fenster weisen darauf hin, dass der Raum bereits davor nicht als Schlafkammer, sondern als Raum mit repräsentativer Funktion (evt. Sommerstube) genutzt wurde.

Bauphase 9

bis 1780 d

  • Anbau Abort ‐ erste Verschiebung des Scheunentors Richtung Süden
  • Ergänzungen der Südwand der Laube 0.01
  • Verschiebung der Haupterschliessung der Obergeschosse in die Laube 0.01, Schliessen des Eingangs an der Nordfassade(die vertikale Erschliessung des 2. OGs könnte jedoch auch bereits im 14./15. Jh. erfolgt sein)
  • Vergrösserung der Küche 1.04 Richtung Norden, Hinzufügen des Ausgusses in Nordfassade
  • Holzschalung Süd mit geschmiedeten Nägeln bei Raum 1.05 und 2.07

1780 d

  • Ausstattung und evt. Vergrösserung der Fenster in Raum 2.08 (Deckenbalken 1780d)
  • wohl gleichzeitig Erstellung der Vorsatzwand (Ständer‐Bohlen‐Bau) im Sinne einer Reparatur bei südlicher Aussenwand von Raum 2.08
  • Ausstattung und evt. Vergrösserung der Fenster im Raum 1.05 ist stilistisch ebenfalls dem späten 18. Jh zuzuordnen.

Bauphase 10

19. Jahrhundert

  • Veränderungen an den Fenstern in Raum 1.05 und 2.08 (Beschläge)
  • Einbau des Ofens in Raum 2.08

1905 d

  • Erhöhung Scheune, 1905 d ‐ allenfalls mit Unterteilung des Stalls
  • zweite Verschiebung des Scheunentors Richtung Süden

Zustand

Wie der erstellte Zustandsbericht aufzeigt, sind die vielen Jahre auch am Jooshuus nicht spurlos vorüber gegangen. Aufgrund dieses Berichts werden die Prioritäten für Sofortmass- nahmen erarbeitet. Der neu gegründeten «Arbeitsgruppe Jooshuus» wird die Arbeit also nicht ausgehen. Man darf gespannt sein, welche Geheimnisse das Jooshuus in nächster Zeit noch preisgibt.  


Der Zahn der Zeit nagte an verschiedenen Stellen des Jooshuus.

Quellen und Literatur

Quellen

  • Objektinventar 2007, Valendas, Haus Joos, Nr.47, Kantonale Denkmalpflege Graubünden.
  • Dendrochronologische Untersuchung, Kantonale Denkmalpflege Graubünden, 1995.
  • Schweizerisches Inventar der Kulturgüter von nationaler Bedeutung, Ausgabe 2014, hg. v. Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS, Fachbereiche Kulturgüterschutz KGS. Bern 2010.
  • Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Bundesamt für Kultur, Bern.
  • Inventar der historischen Verkehrswege der Schweiz, [www.ivs.gis.admin.ch].
  • Dendrochronologische Untersuchung von Raymond Kontic, November 2014.
  • Befund‐ und Massnahmenkatalog von Ambrosius Widmer, November 2014.
  • IBID Dokumentation 2014

Literatur

  • Poeschel 1942    Erwin Poeschel, Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden Band 4, Verlag Birkhäuser Basel 1942
  • Simonett 1965    Christoph Simonett, Die Bauernhäuser des Kantons Graubünden, Band 1, Verlag Schweizerische Gesellschaft für VolkskundeBasel 1965.
  • Caduff 2005       Donat Caduff, Augenschein in Valendas, Chur 2005.